Impfungen bei Rassetauben I
- Dr. Just
- 20. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Rassetauben werden fast immer in geschlossenen Beständen gehalten, in denen sich Krankheiten schnell ausbreiten können und endemisch bleiben. Genesene Tauben scheiden Erreger monatelang aus. Eine vollständige Desinfektion des Taubenschlages ist praktisch nicht möglich, sodass Erreger im Staub, an der Schlageinrichtung monatelang überleben und infektiös bleiben. Der Infektionsdruck ist hoch.
Nebeneinander befinden sich Tauben mit maternalen Antikörpern, Jungtauben „ohne“ passive Immunität, komplett ungeimpfte Tiere, Tauben mit einer Teilimmunität und Geimpfte in einem Bestand.
Linienzucht und die immer kleiner werdende Anzahl von Tieren einzelner Farbschläge, kann zu hoher genetischer Ähnlichkeit und damit zu Inzuchtdepression führen.
Folge ist eine verminderte Fruchtbarkeit und ein schwächeres Immunsystem, mit höherer Krankheitsanfälligkeit.
Damit Tauben vor Erkrankungen durch die bestandseigenen Erreger geschützt werden, sind Impfungen unerlässlich. Gerade ein schwaches Immunsystem muss trainiert werden.
Für die Ermittlung, welche Erreger im Bestand sind, reicht die klinische Untersuchung oft nicht aus. Akkreditierte Labore mit eigener Geflügelpathologie, Parasitologie, Virologie und Bakteriologie haben schon oft Klarheit gebracht, wenn mehrere Erkrankungen im Bestand waren.
Sind die Erreger bekannt, kann ein passender Impfstoff bzw. eine Kombination mehrerer Impfstoffe ausgewählt werden.
Die Herstellerangaben hinsichtlich Anzahl der Impfungen zur Immunisierung müssen eingehalten werden. Nur unter diesen Bedingungen, z. B. zweimalige Impfung im Abstand von vier Wochen, ist der Impfstoff auf Wirksamkeit getestet. Ähnliches gilt auch für die Dauer des Impfschutzes. Wurde z. B. im Mai mit RP Vacc gegen Paramyxovirose und Rotavirus ausreichend grundimmunisiert (zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen), muss die Immunitätsdauer von 9 Monaten bei der Paramyxivirose berücksichtigt werden. Wurde nur eine Impfung mit RP Vacc durchgeführt, kann nicht mit einer belastbaren Immunität gerechnet werden. Gerade die Paramyxovirose scheint sich den Laborbefunden nach aktuell auszubreiten. Das Krankheitsbild umfasst mittlerweile neben den klassischen Symptomen auch perakute Todesfälle bei mehreren Tieren. Forscht man etwas nach, erfährt man, dass die Tiere keinen ausreichenden Impfschutz hatten, z. B. nur eine Impfung mit RP Vacc. Außerdem war meist keine Bestandsimmunität vorhanden. Zuchttiere, Ammen und Schlachttiere, späte Junge waren nicht geimpft. Sind in einem Bestand weniger als 70 bis 80% der Tiere immunisiert, können im Krankheitsfall wegen er großen Menge an zirkulierenden Erregern auch ausreichend Geimpfte erkranken.
Um die Komplexität der Festlegung von Impfzeitpunkten für die Grundimmunisierung und Wiederholungen zu verdeutlichen, habe ich (Literatur beim Verfasser) die aktuell in Deutschland für Tauben zugelassenen und erhältlichen Impfstoffe aufgelistet.
Name des Impfstoffes | Immunisierung gegen | Frühester Impfalter | Zweite Impfung Grundimmunis. | Beginn des Impfschutzes | Dauer der Immunität |
Salmovir | Salmonellen und Paramyxoviren | 3 bis 4 Wochen | Nach 4 Wochen | 21 Tage | 12 Monate |
Pharmavac PHA | Paramyxoviren Herpesviren Adenoviren | 4 Wochen | Nicht erforderlich | 21 Tage | 12 Monate 5 Monate 5 Monate |
RP Vacc | Paramyxoviren Rotaviren | 4 Wochen | Nach 3 Wochen | 14 Tage | 9 Monate 8 Monate |
Nobilis Paramyxo P 201 | Paramyxoviren | 5 Wochen | Nicht erforderlich | 4 Wochen | 12 Monate |
Diftovac | Pockenviren | 4 Wochen | Nicht erforderlich | 21 Tage | 9 Monate |
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